Design, Arbeitsplatz

„Machen Sie das doch mal moderner!“

Ist ein angesagtes Vintage-Rennrad mit Stahlrahmen modern? Oder ein Craftbier nach altem Rezept mit traditionellem Etikett? Das streng funktionale Retro-Design einer modernen Hightech-Kamera? Irgendwie schon … vielleicht – aber man muss das nicht so sehen. Wir sind nämlich schon mittendrin in der Diskussion um das Wort „modern“: Modernität kann je nach Kontext und Betrachter etwas völlig Anderes bedeuten. Und in der Mode gibt es gleich derart viele Trends gleichzeitig, dass man praktisch unmöglich sagen kann, was gerade modern ist.

Entsprechend schwierig umzusetzen ist der Wunsch vieler Werbekunden „Machen Sie das doch mal etwas moderner!“, denn er ist leider sehr unspezifisch und kann Gestalter schon mal in gefühlte Hilflosigkeit versetzen. Wir behaupten einfach mal: Jeder Kreativschaffende der Welt wünscht sich fundierte und klare Ansagen, die die gewünschte Richtung vorgeben oder zumindest andeuten. Außerdem wimmelt es in der grafischen Gestaltung nur so vor Trend-Schlagwörtern, die schnell als Worthülsen entlarvt werden. Wer macht, was gerade angesagt ist, macht das, was alle machen – und allein das ist ein Grund, es anders zu versuchen.

Natürlich haben wir immer ein offenes Auge für neue Designtrends. Und es gibt auch viele sinnvolle Weiterentwicklungen. Aber viel wichtiger ist für uns, die Anregungen des täglichen Lebens aufzunehmen und im Sinne der besseren Werbelösung umzusetzen. Denn nur so kann man selber einen Trend setzen – was zugegebenermaßen nicht alle Nase lang passiert. Nachdem die notwendigen Forderungen des Briefings erfüllt sind nehmen wir uns also die Freiheit, unserem Instinkt zu folgen, den wir über viele Jahre hinweg mit persönlichen Daten aus dem Gestalterleben gefüttert haben.

Das Allerwichtigste ist sowieso, dass die Gestaltung organisch aus der Marke heraus wächst. Idealerweise führt das zu zeitlosen Lösungen – und die sind eigentlich immer modern.

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