Design, Typografie

DAS SCHARFE S IST ABER GROẞ GEWORDEN!

Neue Buchstaben gibt es nicht alle Tage, und darum ist es eine kleine Sensation: Seit dem 29. Juni ist das große SZ Bestandteil der amtlichen deutschen Rechtschreibung. Nun könnte man meinen, dass wir mit der bisherigen einigermaßen über die Runden gekommen sind. Das kann man auch so sehen. Man darf nur nicht Oßner, Weiß oder Meißner heißen.

Menschen mit einem sz im Namen haben die Schwächen der bisherigen Rechtschreibung schon immer ganz direkt gespürt. Da der Name im Personalausweis grundsätzlich nur in Großbuchstaben erscheint, gab es öfter mal Dialoge wie „Nein, nochmal, ich heiße nicht Ossner. Mein Name ist Oßner! Oßner mit scharfem S!“

Auch wir bei in puncto design haben die Welt der Versalien, also der groß geschriebenen Wörter, immer als Notstandsgebiet betrachtet. Denn wer will schon IN MASSEN GENIESSEN? Und da in der Werbung aus typografischen Gründen viele Überschriften groß geschrieben werden, standen wir immer mal wieder vor einem fertigen Layout mit dem Gedanken „Hmm, sieht irgendwie komisch aus. Aber das muss wohl so. Mal Patrick fragen …“

Vielleicht hat nicht gerade die ganze Welt auf das große scharfe S gewartet, aber wir freuen uns, dass bei unserer täglichen Arbeit jetzt einen faulen Kompromiss weniger gibt. Übrigens: Wie der neue Buchstabe aussieht, ist oben in der Headline zu sehen, wie er beim Schreiben auf den Bildschirm kommt, ist nicht ganz so leicht zu erklären. Windows-Usern kann mit "Alt Gr + Shift + ß" geholfen werden, Apple-Besitzer müssen wohl auf das Einkopieren zurückgreifen. Wir gehen aber davon aus, dass das große SZ seinen Weg auf die Tastaturbelegung noch machen wird. Da sind wir ganz bei den Oßners.

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