Auf ein Wort - page 25

Elbmündung einbiegt. Um es herum
viele kleinere Frachtschiffe. Bunte
Schiffemit unterschiedlichemAus-
sehen, gut beladen, aber bedeutend
schneller, wendiger und irgendwie
attraktiver als der Containerriese,
der genausounbeirrtwieunflexibel
seineBahnzieht.
Das Containerschiff steht für die
deutsche Pferdezucht, die Boote
ringsherum, die es überholen oder
keck seinenWeg kreuzen, sind die
Mitbewerber: die Zuchtgebiete aus
der ganzen Welt. Sie mögen nicht
so großwie der Containerdino sein,
aber sie sind vor ihm am Ziel. Das
sollte alle an Bord des Container-
schiffs ärgern. Aber anstatt schnell
zu handeln, und zu versuchen, sei-
ne Produkte dochmöglichst bald in
denHafen zubringen, wirdanBord
gestritten. DieMatrosen gegen die,
diedenKursvorgeben.AufdemKom-
mandodeck ist man sich auch nicht
einig.UnddieMatrosen lästernhin-
ter demRückenderKameradenund
spielen falsch. Jeder tut das,weil er
sichsicher ist,weitauskompetenter
zuseinalsseinGegenüber.Während
dieZankereienanBordehermehrals
wenigerwerden, überholenweitere
zwei kleinereSchiffe. Dort zieht die
Besatzungan einemStrang, begeis-
tertvonihrerLadungundderenWert
amMarkt.AlleanBordwollenschnell
denHafen und damit Absatzmärkte
erreichen,umdannschnellstmöglich
wieder aufzubrechen. Zu einerwei-
teren, erfolgversprechenden Reise.
AufzuneuenUfern.AnBorddesCon-
tainerschiffsbeachtetniemanddiese
kleinenSchiffe, viel zu sehr istman
mit sichselbstbeschäftigt.
Auf zuneuenUfern?
DiesenRufhat
manindenvergangenenJahrenkaum
ausDeutschlandgehört.DasAusland
hatFahrtaufgenommen.DieBelgier
und Franzosen im Springsport, die
Dänen imDressursportunddieNie-
derländer soundso inbeidenDiszi-
plinen.Währenddessenbeschäftigen
sichdeutscheZuchtverbändemitEx-
pansion, FusionoderKooperation.
Man streitet in Gremien um die
Hengstleistungsprüfung während
die Zahl geborener Fohlen immer
noch weiter sinkt. Wer den Über-
holkurs der europäischen Mitbe-
werber anspricht, derwird von den
deutschenVerbändenmit väterlich-bemitleidendem Lächeln darauf
hingewiesen, dass die Erfolge der
anderen alle auf deutscher Genetik
beruhen würden. Danke für diese
Nachhilfestunde! Der Umstand ist
wahr, ändert aber nichts an dem
Dilemma.
Im Gegenteil!
Um die
Branche zuwechseln: Wenn japani-
scheAutobaueraufeinmaldenWelt-
markt umkrempelten, würden dann
die deutschen Platzhirsche über
TÜV-Plaketten
streiten und den
Erfolg derAutos
aus Fernost in
einemNebensatz
abtun („hat doch
irgendwie alles
mit Carl Benz
und Ferdinand
Porsche begon-
nen“), nur um
sichdannwieder
internen Strei-
tereien zu wid-
men? Vermut-
lich nicht. Die
deutschePferde­
zucht meint au-
genscheinlich,
sich diesen Lu-
xus leisten zu
können. Ihre
Entscheidungs-
wege sind lang,
die Umsetzung
verschlingt Zeit
unddasPrinzipDingesozutun,„wie
man es immer schon gemacht hat“,
wirdnachwievorgerneangewendet.
Dabei gilt es so viele Dinge zu
schultern.
Den Rückgang der Be-
deckungszahlen, neue Strukturen
in der Züchterschaft, eine globali-
sierte Welt, die neue Handlungs-
strategien fordert – vor allem aber
einen Markt in Deutschland, der
sich so gewandelt hat wie die Ge-
sellschaft. Gesundheit, Aufzucht,
Herkunft, Charakter– dieseFragen
stehen für den deutschen Käufer
höher im Kurs als die 10,0 im Trab
oder das Vermögen, 1,80 Meter zu
springen. Die deutschen Zuchtver-
bände ignorieren solche Trends.
IhreBotschaften sinddieselbenwie
vor 40 Jahren. Immerhin dokumen-
tieren sie andieser StelleEinigkeit.
DieFrage ist,obdasContainerschiff
sonichtbaldaufGrund läuft.
ZUCHT :
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