Auf ein Wort - page 12

Heinrich Oelmann war zu der Zeit
die Nummer 1 unter den Gespann-
fahrern, doch das Arbeitenmit ihm
war für Zurawski alles andere als
leicht. Eines Tages hat es zwischen
den beiden so stark geknallt, dass
Manfred Zurawski die Scheune
und das Fahrerlager von Oelmann
verlassenmusste. „Gestütoberwär-
ter Stechel ging zu dieser Zeit in
Pension und ich konnte seine vier
braunenHengste übernehmen“ er-
innert sichManfred Zurawski. Drei
JahrearbeitetendiebeidenMänner
getrennt voneinander. Bis zu dem
Tag,alsHeinrichOelmannsichdurch
einen Unfall die Schulter so stark
verletzte, dass er ein ganzes Jahr
pausierenmusste.ManfredZurawski
wurde indieScheunezurückgeholt,
da er die Gespanne und die Arbeit
vonOelmannambesten kannte. Als
Heinrich Oelmann zurück in den
Dienst kam, arbeiteten sie fortan
wieder gemeinsam. Nach und nach
übernahm Zurawski alle Fahrnum-
mernvonOelmann.DasTandem,den
Viererzug, den Sechserzugmit dem
Königswagen, die Postkutsche mit
demMehrspänner und denweißen
Römerwagen. „Da kann ich mich
noch gut dran erinnern“, erzählt
Zurawski, „einer der Schimmel war
vonmir zuAnfang kaum inGang zu
bringen.MeinSchwiegervaterhatte
jedoch einenPlan“.Oelmannbrachte
die vier Schimmel vor dem großen
Auftritt auf dem Sandplatz richtig
inGang. Zurawski sollte sich bis zu
einemZeichenvon ihmhintereinem
Baum halten und dann bei voller
Fahrtaufspringenundweiterfahren.
WährenderabsprangundZurawski
auf demWeg zum Paradeplatzwar,
rief er ihm hinterher: „Ich habe sie
allestumpf geschnallt!“Diesbedeu-
tete, dass die Fahrkandaren kaum
eine Einwirkung bei Aufnahme der
Zügel zeigten. „Ich war so schnell,
dass ich in der ersten Runde nach
demHandwechsel die Bahnwieder
verlassen habe. Erst auf demSand-
platzwurdederRömerwagenwieder
langsam“.
Doch auch dieseGeschichtenmach-
tenManfredZurawskinurreicheran
Erfahrung.Schonbaldgehörteerzu
denTop-FahrerndesLandgestüts.Bis
zumSchlussbliebManfredZurawski
mit seinemFahrstall inderScheune
unddrehte im Jahr2014seine letzte
Rundeauf demParadeplatzmit dem
Königswagen.
Es gibt sicherlich noch so viele
Geschichtenaus IhrerZeitamLand-
gestüt, lieberManfredZurawski.Ob
als jungerMann, alsFahreroderals
Deckstellenvorsteher, schöne und
gewiss auch traurige Geschichten.
Behalten Sie diese Geschichten, die
MenschenundTiere,dieSiebegleitet
haben in IhremHerzen.Bereits jetzt
führt Ihr Sohn Ihre Familienge-
schichte rund um Landgestüt Celle
weiter. Als ehrenamtlicher Helfer
beim Anspannen oder im Rahmen
der Feuerwehr auf den Hengstpa-
raden ist auch er ein Teil dieser
Geschichte. Und wer weiß, in wie
weit Ihre Enkeltochter, die bereits
mit dem Pferdevirus infiziert ist,
auch ihren eigenenWeg zumGestüt
findet.
IchmöchteIhreGeschichteandiesem
Punkt schließen und nur noch eins
loswerden:
VielenDank,
Manfred
Zurawski, für
50
Jahre
Landgestüt
Celle!!!
MANFRED ZURAWSKI
WAR IN SEINER ZEITAM
LANDGESTÜTAUF FOLGENDEN
DECKSTELLENAKTIV
Als jungerMann:
1966–1967
Hohnstorf
1968
Badbergen
1969
Splietau
1971
Herbrum
AlsDeckstellenvorsteher:
1973–1976
Wagenfeld
1977–1980
Bawinkel
1981–1990
Wohlesbostel
1991–2011
Emmen
2012–2015
Bargstedt
ManfredZurawskis letzteRundeaufdem
Paradeplatz im Jahr2014
Foto:M. Schwöbel
: PORTRAIT
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