Frühere Hengstvorführung
Hessenstein
: INSIDER
Die Deckstellen zweiter Klasse soll-
ten Remontepferde bringen. Hier
wurde auf, für damalige Zeit, etwas
leichtere Hengste gesetzt. Grethem
gehörte damals zu den Deckstellen
der zweiten Klasse. So ist es nicht
verwunderlich, dass in den alten
Deckregistern auffällig viele Voll-
bluthengste zu finden sind. Diese
Stationen waren besonders in den
Jahren der beiden Weltkriege von
großer Bedeutung.
Eine für mich ganz neue, aber span-
nende Erkenntnis wusste Frau Klin-
gemann zu berichten: „Über einige
Jahre des zweiten Weltkrieges ver-
ließen die Hengste aus Grethem ihre
Station gar nicht. Wir hatten die
Hengste damals das ganze Jahr hier
stehen. Die Angst, dass das Landge-
stüt und die Hengstgrundlage der
hannoverschen Zucht durchBomben-
angriffe zerstört werden könnte, war
in dieser Zeit sehr groß.“
Diese Momente liebe ich auf meinen
Reisen –mit jeder Neuen erfahre ich
ein Stückchen mehr Geschichte über
unser Gestüt.
Normalerweise wurden die Hengste
natürlich auch in Grethem zumFrüh-
jahr eingestallt und traten nach der
Decksaison wieder ihre Heimreise
an. Es gab sogar Sonderzüge, die
nur die Hengste vom Landgestüt
transportierten, ein Wagon für eine
Deckstelle. In jedem Ort einer Deck-
stelle wurde gehalten, der Wagon
abgekoppelt, die Hengste abgeladen
und derWagonwieder angekoppelt –
und auf zur nächsten Deckstelle. Auf
der Zugreise des Ausrückens war
Grethem eine der ersten Stationen,
doch auf der Heimkehr war sie eine
der letzten. Da es in jedem Ort aber
nicht nur eine Deckstelle mit Hengs-
ten, sondern auch mindestens eine
Gastwirtschaft gab und das An- und
Abkoppeln derWagons durchaus län-
ger dauerte…
Frau Klingemann lachte: „Im Gast-
haus Niedersachsen war immer
etwas los! Das Gasthaus lag direkt am
Bahnhof und einige Gestüter hatten
ja schon viele Haltestellen hinter
sich!“ Ich kann es mir fast bildlich
vorstellen und lachte mit. Doch nicht
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