GESUNDHEIT :
FOHLENAUFZUCHT PRIMITIV
ODER AUFWENDIG?
Ob ein Fohlen mit nur geringen Aufzuchtkosten entstan-
den ist oder ob man sich bei der Haltung und allen Maß-
nahmen zur Gesunderhaltung viel Mühe gemacht hat und
auch die höheren Kosten nicht gescheut hat, kann der
Käufer und auch sein Tierarzt im Allgemeinen zunächst
nicht erkennen.
Es kann sich beispielsweise ergeben, dass das erworbene
Pferd in den folgenden Jahren ganz häufigmit Atemwegs-
problemen und Husten zu tun hat oder dass es leicht zu
Koliken oder häufig zu Beinproblemen neigt.
Alles das können Folgen von wenig optimaler Haltung
sein; sei es, dass man einfach nicht das nötige Wissen
hatte oder dass man den etwas größeren Aufwand nicht
betreiben wollte.
Ich wiederhole: man kann mit wenig Wissen und auch
recht preiswert Pferde züchten, ohne dass der spätere
Käufer zunächst den Unterschied erkennt. Letztlich aber
– und das ist Allgemeinwissen in der Hippologie – ist
rein statistisch das langlebigere und leistungsstärkere
und weniger störanfälligere Pferd dasjenige, das im
Umfeld eines korrekt ausgebildeten oder irgendwie zu
Wissen gekommenen Züchters aufgewachsen ist.
Lassen Sie uns hier ein paar Beispiele nennen nach dem
Motto: Was sagt die heutige Wissenschaft dazu? Welche
neuen Erkenntnisse in Sachen Pferdegesundheit sollten
heute beachtet werden?
IMPFUNGEN JA ODER NEIN?
Eine tragende Stute sollte vor der Geburt geimpft sein,
das heißt gegen Influenza mit einer zweimaligen Grun-
dimmunisierung im Abstand von ca. sechs Wochen und
dann sollten alle sechs Monate Nachimpfungen durchge-
führt worden sein. Ferner sollte die Impfung gegen Her-
pesviren (Virusabort) erfolgt sein in ähnlichen Impfab-
ständen. Die letzte Impfung sollte möglichst weit hinaus
in die Tragezeit geschoben werden, damit sie zeitnah
zur Geburt erfolgt. Über eine Wundstarrkrampfimpfung
(Tetanus) sollte die Stute ebenfalls verfügen. Dazu reicht
eine dreimalige Impfung in der Jugend des Pferdes und
dann alle zwei oder fünf Jahre eineNachimpfung–es gibt
auch die Fachmeinung, dass vielleicht auch nur alle zehn
Jahre eine Nachimpfung nötig ist. Eine Tetanusimpfung,
die zu oft durchgeführt wird, kann Nachteile haben.
Die Impfungen sollten möglichst nicht alle auf einmal
erfolgen, sondern inmehrtägigenAbständen, dann bilden
sich mehr Antikörper, die letztendlich über die Mutter-
milch an das Fohlen in den ersten sechs Stunden weiter
gegeben werden.
Auch der erstmalige Impftermin des jungen Fohlens ist
wichtig. War die Mutter solide – wie oben beschrieben
– vor der Geburt geimpft? Dann sollte das Fohlen erst
eine eigene Impfung erhalten, wenn die mit der Kolost-
ralmilch erhaltenen Antikörper im Fohlenkörper aufge-
braucht sind. Das ist etwa umden sechsten Lebensmonat.
Das Fohlen ist bis zu diesem Zeitpunkt durch die Kolos-
tralmilchantikörper gegen die Ansteckungskrankheiten
geschützt.
Es bildet in den folgenden Jahren durch die dann zu erfol-
genden Impfungen die Antikörper in großer Zahl, die es
vor diesen Krankheiten und insbesondere vor der Influ-
enza jahrelang schützen, sofern die Nachimpfungen in
den richtigen Abständen erfolgen. Dieser Impfschutz gilt
als besser als derjenige eines zu früh geimpften Fohlens.
War die tragende Stute vor der Geburt nicht ausreichend
geimpft, dannmuss das Fohlen viel früher (schon um den
vierten Monat) geimpft werden. Dies hat den Nachteil,
dass es auch in den folgenden Jahren nicht die optimale
Reaktion auf die dann durchzuführenden Impfungen
zeigt. Es hat also dann, wenn es als Dreijähriger/Vier-
jähriger verkauft wird, nur einen „minderwertigen“
Impfschutz. Es wird also in den folgenden Monaten und
Jahren viel leichter an Influenza und Husten erkranken.
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