Auf ein Wort - page 23

MUSS EIN „GESTÜTER“
NUR REITEN KÖNNEN?
HIER DIE ANTWORT AUS TIERÄRZTLICHER SICHT.
Dr. Helmut Ende
B
ei den Hengstparaden und auf den Deckstellen
sieht die Öffentlichkeit stets einen stattlich uni-
formierten Pferdemenschen, der den Umgangmit
Hengsten souverän beherrscht und sich auf allen Gebie-
ten vorbildhaft zu benehmen weiß.
Da neigt man leicht zu der Annahme, dass seine Berufs-
schwerpunkte nur zwei Dinge betreffen und mehr nicht:
1. das Ausbilden wilder Pferde und
2. dem dabei immer souverän und
vorbildhaften Dastehen
.
Diesen oberflächlichen Eindruck möchte ich mit den fol-
genden Zeilen ganz wesentlich korrigieren. Hinter dem
„Gestüterberuf“ steckt nämlich wesentlich mehr: das ist
einemehrjährigeAusbildung, die eine betreffende Person
befähigt, daranmitzuwirken, dass Fohlen gezüchtet wer-
den, die nach heutigem Wissensstand bestens gerüstet
sind für ein langes Leben in Gesundheit und für beson-
dere Leistungsfähigkeit. Solche Pferde sind – so fällt das
tierärztlich immer wieder auf – gesundheitlich weniger
„störanfällig“ als Tiere, die von weniger informierten
Züchtern kommen.
Der Leser soll im Folgenden darüber informiert werden,
welches Spezialwissen an die Auszubildenden in der
Berufsschule vermittelt wird.
Die Ausbildung zum Pferdewirt dauert im Allgemeinen
drei Jahre; für Abiturienten nur zwei Jahre. Ein solcher
„Azubi“ (Auszubildender) „lernt“ in einem Lehrbetrieb,
also z.B in einem Landgestüt oder einem Reitstall. Die
Landwirtschaftskammer kontrolliert diese Ausbildungs-
stellen und verfolgt auch die Ausbildung und Prüfung der
Azubis. Im Allgemeinen steht einmal in der Woche ein
Tag Berufsschulunterricht an. In einer solchen Schule
gibt es im Allgemeinen in mehreren Klassen nach Aus-
bildungsjahr und Berufsschwerpunkt (Reiten, Zucht und
Haltung usw.) gegliedert fachbezogenen Unterricht auf
allen Gebieten, die mit dem Pferd zu tun haben.
Es gibt dort spezielle Lehrer für Fütterung, für
Pferdehaltungsfragen, für Stallbau und nicht
zuletzt für die Pferdegesundheit. Über Letztere
soll hier besonders berichtet werden.
Natürlich besuchen auch die Auszubildenden des Landge-
stüts, das sind zur Zeit neun Personen, einmal wöchent-
lich die Berufsschule und natürlich werden diese Perso-
nen auch in ihrer Ausbildungsstelle (also im Landgestüt)
regelmäßig von einem dafür qualifizierten Angestellten
des Gestüts weitergebildet und hier werden auch die in
der Schule besprochenen Themen wiederholt.
In jeder derartigen Schule gibt es Lehrmaterial wie kleine
Pferdemodelle aus Plastik, aber auch große Modelle ein-
zelner Organe, wie Auge, Gebärmutter und Huf. Ferner
gibt es Filme und Bildpräsentationen, die es dem Auszu-
bildenden ermöglichen, tiefer in einzelne Bereiche rund
um die Pferdegesundheit einzudringen.
Es ist den jeweiligen Lehrern überlassen, auch noch aus
dem privaten Bereich Anschauungsmaterial mitzubrin-
gen. Wenn dann die Abschlussprüfung nach zwei- bzw.
dreijähriger Lehre/Ausbildungszeit erfolgreich abge-
schlossen wurde, muss der Lehrherr entscheiden, ob er
den Auszubildenden übernimmt oder ob dieser sich eine
anderer Arbeitsstelle suchen muss.
(zunächst soll klargestellt werden: Wenn hier von dem „Gestüter“ und nicht der „Gestüterin“ gesprochen wird, soll
das für den Leser lediglich eine Vereinfachung und nicht eine Missachtung der Damenwelt sein, zumal ja auch ein
„Leser“ beiderlei Geschlechts sein kann, ohne ein Zwitter zu sein.)
GESUNDHEIT :
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