Auf ein Wort - page 29

PFERDEHALTUNG :
ZUERSTUNDWICHTIG:
Wieverhalte ichmichbeieineramt-
lichenKontrollemeiner Pferdehal-
tung?
Ruhigundsachlichbleiben!Diesfällt
natürlich jemandem, der sich selbst
als einen erfahrenen Fachmann be-
trachtet, der zumBeispiel mit Pfer-
den aufgewachsen ist oder bereits
jahrzehntelang Pferde hält, reitet
oder dessen Familie seit Generati-
onen Pferde züchtet, schwerer als
einemNeueinsteiger. Andererseits
sind in bereits lange bestehenden
Pferdehaltungen die Diskrepanzen
zu denAnforderungen der Leitlini-
enmanchmal besonders groß. Ver-
ständlich, aber ungünstig und oft
ungeschickt sinddaher anfängliche
emotionale Reaktionen nach dem
Motto „My home ismy castle“ und
„auf meinemGrund und Boden bin
ichmein eigenerHerr“. Einige Ver-
einsvorstände und Verbände unter-
stützendieses„Wagenburgdenken“,
insbesondereinZeitenökonomischer
Probleme,auchunterdemAspektei-
nerBesitzstandswahrung.DieProb-
lematik der Übernahme von Ehren-
ämtern ist sicherlich allen geläufig,
sodassaucheinegewisseÜberalte-
rungvonVereins-undVerbandsvor-
ständenzueinemNichterkennender
ZeichenderZeit führt.
Aber diese Verweigerungshaltung
bewahrt sicherlich niemanden –
auch keinenReitverein– vor amtli-
chenVerfügungenbishinzumEntzug
derBetriebserlaubnis,wieBeispiele
ausden letztenJahrenzeigen.Beier-
kennbar gutemWillen des Vereins-
vorstandes oder desBetriebsleiters
lassen sich nach bisherigen Erfah-
rungen inallerRegelabertragfähige
Lösungenfinden. Auchwirtschaftli-
che Aspekte des Betriebes bei der
Umsetzung baulicher Maßnahmen
könnenauf dieseWeise inForm von
zeitlichenAblaufplänenberücksich-
tigtwerden.
Welche Schwerpunkte der Leitlinie
Pferdehaltungwurden bisher vor-
rangigbeidenamtlichenKontrollen
kontrolliert?
1.
Boxengröße und Laufstallgröße
sowie weitere Kennzahlen des
Stalles:
Bereits indererstenVer-
sion der Leitlinien aus dem Jahr
1995 wurde als Mindestfläche
einer Einzelbox ≥ (2 x Wh)² ge-
nannt. Diese Zahl wurde bereits
inderUrsprungsversionderLeit-
linienausdem Jahr1995genannt.
Gefordert wird für einen Durch-
schnittswarmblüter mit einem
Stockmaßvon1,70mdaherbereits
seit20JahreneineMindestboxen-
größe von ca. 12m². VielePferde-
haltungen unterschreiten dieses
Maßdeutlich.
2.
Die in den Leitlinien geforderte
ganzjährige und täglich mehr-
stündige freie Bewegung erfor-
dertWeidegangoderAuslaufhal-
tung für jedesPferd.
FACHLICHERHINTERGRUND:
Unter natürlichenBedingungen be-
wegensichPferdeimHerdenverband
übervieleStundentäglich insbeson-
dere im Schritt. Die positivenAus-
wirkungen dieser mehrstündigen
langsamenFortbewegungaufPsyche
undBewegungsapparatwurdenviel-
fachwissenschaftlichuntersuchtund
belegt undwerden seit Jahren auch
inderPraxisbestätigt.
InsbesonderedienenSozialkontakte
und Beschäftigung der Vermeidung
vonUntugendenundVerhaltensstö-
rungenund demAusleben desNeu-
gier-undErkundungsverhaltens.
Weiterhin unterstützt regelmäßige
freieBewegungdengesamtenStoff-
wechsel und die Aufrechterhaltung
derGesundheitdesBewegungsappa-
rates und der Atemwege. Für Züch-
terundAufzüchtersind in indiesem
ZusammenhangpositiveEffekteder
Bewegung auf dieOCD-(Chip-)Prob-
lematikbesondershervorzuheben.
VomBetriebsinddaherWeideflächen
währendderVegetationsperiodeund
imWinterbenutzbareAusläufevor-
zusehen. Die fachgerechte Einzäu-
nung und die Bodenbefestigung des
AuslaufsfürSchlechtwetterperioden
erfordernFachkenntnisseundgröße-
ren Investitionsbedarf.
Waskann ichmitbegrenztenfinan-
ziellenMöglichkeitenimVorfeldtun
und wie kann ich vorausschauend
aktivwerden?
Es gibt einige Beispiele von Zucht-
betrieben sowie Reit- und Fahr-
vereinen, die begrenzte finanzielle
MöglichkeitendurchEigeninitiative,
Eigenleistungundsinnvollebauliche
Beratung imVorfeldderMaßnahmen
kompensierenkonnten.
EinbefestigterAuslauf ermöglicht
ganzjährigdie freieBewegung
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